Bild: Kirchheim unter Teck aus den Forstlagerbüchern von Andreas Kieser
Schon im ausgehenden Mittelalter war Kirchheim unter Teck ein guter Standort für ein „reges Gewerbeleben“. Die Straßenverbindung zwischen Köngen und dem Schwäbischen Oberland und reichlich Wasserkraft bildeten die dafür nötigen Grundlagen. 1816, zur Zeit der Hungerkrise, wurden 479 Gewerbetreibende gezählt. Textilhandwerk und Gerber dominierten. Hinzu kamen 8 Mühlen, 12 Wirtschaften und 12 Handelsgeschäfte. Bei letzteren wurden schon 3 Unternehmen als Fabriken mitgezählt.
Blicken wir ins Jahr 1834
In ganz Württemberg gibt es 257 private Fabrikunternehmen. In Kirchheim sind dies inzwischen neben Kolb & Schüle die Bleiche Max Helfferich, der Fortepiano-Hersteller Franz Anton Kaim, die Buchbinderei Franz Enslin, Möbelhersteller Friedrich Abele und der Tuchmacher Gottlieb Hoyler. Die Paulinenpflege, eine Sozialeinrichtung für Waisen, befasst sich mit dem Aufbau einer Seidenraupenzucht.
Chronologie der Industrialisierung:
- 1760 Gründung Kolb & Schüle, Baumwollwaren
- 1793 Ziegelei Schimming
- 1806 wurde die erste Zeichenschule als Vorläufer der gewerblichen Fortbildung eröffnet.
- 1819 Pianofortefabrikation Franz Anton Kaim
- 1825 Sonntagsgewerbeschule (Zeichnen, Naturlehre, Geographie, Mechanik)
- 1832 A. Gottliebs & J. Osswalds Buchdruckereien
- 1836 wurde der traditionelle Wollmarkt (seit 1819) vom König zum Hauptlandeswollmarkt von Württemberg erhoben. Das führte zu einem großen Bekanntheitsgrad der Stadt, weit über die Landesgrenzen hinaus.
- 1838 Gründung Gottlieb Hoyler sen. Wollspinnerei
- 1843 Gründung Carl Schott, Holzwarenfabrikation
- 1848 stellt Kolb & Schüle die erste Dampfmaschine mit 3 PS Leistung auf. Die Motorkraft beginnt ihren Siegeszug
- 1849 wurde die Sonntagsschule mit 4 Lehrern und 185 Schülern eröffnet. Hier wurde Sonntags und Abends vor allem Geometrie, Rechnen und Lesen gelehrt.
- 1850 Friedrich Breuninger startet ein Unternehmen zur Ultramarinherstellung
- 1851 Gründung des ersten Kirchheimer Gewerbevereins
- 1853 J. G. Battenschlag, Strumpfwarenfabrik
- 1854 wird die Oberamtssparkasse Kirchheim eröffnet
- 1854 Gründung der Gewerblichen Fortbildungsschule
- 1855 Gründung Carl Riethmüller, Papierlaternen
- 1857 Gründung J. Chailly, Zementfabrikation
- 1858 beginnt Albert Ficker mit seinen Kartonagenarbeiten
- 1859 Die neue Kirchheimer Telegrafenanstalt ermöglicht den schnellen Informationsaustausch mit Kunden in aller Welt
- 1859 Die mechanische Bandweberei Faber & Becker nimmt ihren Betrieb auf
- 1861 Gründung Schönfärberei Schmückle (ab 1907 August Geiger, Textilveredelung)
- 1864 Eröffnung der ersten Privateisenbahn in Württemberg zwischen Kirchheim und Unterboihingen
- 1864 Gründung der Herdfabrik Richard Wiest
- 1869 Christian Gaier gründet den ersten Metall verarbeitenden Betrieb in Kirchheim
- 1871 Most Hoch- und Tiefbau wird gegründet
- 1871 Gründung der Kirchheimer Maschinenfabrik als Aktiengesellschaft (auf Betreiben der Gemeinderäte Rudolf Schülesen. und C. A. Jacob). Bereits 1872 beschäftig man 244 und 1873 schon 740 Mitarbeiter. 1873 führt die Wirtschaftskrise das aufstrebende Unternehmen unerwartet in den Konkurs. Das aufblühende Kirchheim ist für ein Jahrzehnt gelähmt. Die Gießerei wird in Pacht von Georg Grüninger und Gustav Adolf Borst weitergeführt.
- 1881 J. J. Müller, die Wollspinnerei verlegt ihren Sitz von Tuttlingen nach Kirchheim
- 1881 Eine Statistik weist Kirchheim als den dominierenden Platz für Märkte aus: jährlich finden 4 Krämermärkte, 12 Rindviehmärkte, 12 Pferdemärkte, 52 Schweinemärkte, 52 Getreide- und Holzmärkte und 1 Wollmarkt statt
- 1883 Gründung der Eisenwarenfabrikation Emil Helfferich Nachf.
- 1898 Gründung Fotokunstanstalt Heudorfer
- 1899 Weiterführung der Eisenbahn nach Oberlenningen
- 1901 Gründung Möbelfabrik Rohrer
- 1903 Bau der Werkzeugzeugfabrik F. Müschenborn
- 1907 Die Eisengießerei wird in Grüninger & Prem umbenannt
- 1908 Eröffnung der Eisenbahnstrecke nach Weilheim
- 1930 Johannes Graupner gründet sein Unternehmen für Flug-, Schiffs- und sonstigen Modellbau
- 1932 verlegen Christian und Karoline Dieterich ihre Fabrik zur Ski-Herstellung von Gutenberg nach Kirchheim
- 1934
- 1938 Martin Schempp zieht mit seiner 2 Jahre alten Firma Segelflugzeugbau Göppingen nach Kirchheim um (heute Schempp-Hirth)
- 1945 über 7000 Heimatvertriebene finden in den beiden Nachkriegjahren in Kirchheim ein neues Zuhause. Damit wächst die Einwohnerzahl auf über 20.000
- 1946 Eröffnet die AEG das Kirchheimer Werk
- 1947 geht aus der 1927 im benachbarten Weilheim gegründeten Firma Kübel das Straßenbauunternehmen Kübel & Waggershauser hervor, das heute als A. Waggershauser Straßenbau GmbH + Co. KG firmiert
- 1948 Gründung der Firma Karl Lenhart, Plastik + Metall
- 1948 Gründung der Fabrik für Luft- und Wärmetechnische Industrieanlagen Otto Keller
- 1951 Wilhelm und Christina Narr verlegen ihren 1932 gegründeten Apparatebau von Tieringen bei Balingen nach Kirchheim
- 1954 Neubau der gewerblichen und kaufmännischen Berufsschule durch den Kreis Nürtingen
- 1955 Gründung Sprimag Spritzmaschinenbau
- 1957 Eröffnet MBB (Messer, Bölkow, Blohm) das Werk Kirchheim/Nabern. Die DASA wird 1989/90 Nachfolger
- 1963 Arnold Müller gründet mit AMK ein Unternehmen für Antriebs- und Regeltechnik
- 1964 Gründung Dunkes Maschinen- und Apparatebau
- 1975 Aus der Firma Karl Lenhart wird LEKI-Sport Lenhart
- 1992